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Wow, ich kann gar nicht fassen, dass schon 5 Jahre vergangen sind seit meinem letzten Eintrag. Ich habe fünf Jahre nicht mehr von Mama und ihren Erlebnissen berichtet. In der Zwischenzeit ist Corona an uns vorbei gedonnert (sie hat es bisher gut überstanden), meine Tochter L ist ein Teenager geworden, wir mussten einen schweren Schicksalsschlag erleben und sind selbst noch mal umgezogen.

Und dabei ist es gar nicht so, dass es nichts zu berichten gegeben hätte – im Gegenteil. Sogar fast nur gute Dinge. Wir konnten nämlich ziemlich viele Punkte von der Bucket-List abarbeiten, und davon will ich heute einmal berichten.

Die Bucket-List: Von Oslo nach London nach Helgoland nach Cuxhaven nach Kiel

Mama hat und hatte ja noch viel vor. Immer, wenn ihre Gesundheit es zuließ, haben wir sie mit ihrem Rollator eingepackt und sind losgedüst. Meine Mutter hat ein Faible für den europäischen Hochadel und dessen Behausungen, die sie aber immer nur von außen sehen möchte. Und zu allererst wollte sie mit der Colorline von Kiel nach Oslo.

Station eins: Einmal Norwegen und zurück

Bei bestem Wetter liefen wir aus, von Kiel nach Oslo auf der ColorMagic. Video: Mission MamaPapa

Und Norwegens Fjorde empfingen uns ebenfalls mit Kaiserwetter, die Einfahrt in den Hafen von Oslo war einfach nur traumhaft:

Die Fahrt durch den Oslofjord.
Die Fahrt durch den Oslofjord. Foto: Mission MamaPapa

Das Schloss war dann gar nicht mal so spektaktulär – aber meine Mutter hatte Gefallen an der ganzen Reiserei gefunden.

Unsere größte Tour ging mit der AIDAprima von Hamburg nach Southampton.

Ich möchte einmal im Leben den Buckingham Palast sehen. London interessiert mich nicht, ich will bloß dorthin, aus dem Taxi aussteigen, einmal gucken, und wieder zurück.

Meine Mutter. Hatte schon immer ihre ganz eigenen Vorstellungen, die man nicht immer verstehen muss.

Mamas Wunsch war uns Befehl. Wir suchten also nach einer möglichst komfortablen Lösung. Da sie von jeher ein großer Fan von Kreuzfahrten war, aber nie eine „richtige“ gemacht hatte, lag es irgendwie auf der Hand: Wir stiegen im Sommer 2022 also in Hamburg-Steinwerder aufs Schiff, ließen uns über Nacht nach England schippern und setzten uns dort in einen Bus, der uns nach London bis fast vors Schloss fuhr. Mama stieg aus, staunte, blieb ca. 30 Minuten staunend an derselben Stelle stehen, und dann stiegen wir wieder ein. Sie hatte genug gesehen.

Oma am Rollator vor dem Buckingham Palace.
Sommer 2022: Oma am Rollator vor dem Buckingham Palace.

Ich brauche keine Besichtigung. Ich will das Schloss bloß von außen sehen.

Oma auf die Frage, ob wir nicht auch in den Palast hineinwollen, wenn wir schon da sind. Aber nein!

Nächste Station: Cuxhaven. Hauptsache Meer.

Wenn man sich Mamas Bucket-List näher ansieht, fällt auf, dass die meisten Orte, die sie bereisen will, irgendwas mit Meer zu tun haben. Das liegt daran, dass sie einen Teil ihrer Kindheit nach dem Krieg in Kiel verbracht hat, wo ihr Vater stationiert war. Meine Mutter konnte an meiner Heimat Düsseldorf, dem Rheinland und allem, was südlich von Hamburg liegt, nie viel Gefallen finden. Gelebt hat sie dort nur, weil mein Vater dort war und dort partout nicht weg wollte.

7 Jahre Hamburg liegen nun hinter ihr – 7 Jahre fast an der Küste, auf jeden Fall im Norden, das gefällt ihr. Hier lebt es sich ganz anders –

…allein DIE LUFT! Diese wunderbare Luft hier.

Mama liebt das Meer, die Schiffe und den Hafen.

Auf ihrer Liste standen Nordsee-Besuche, und einer davon führte uns nach Cuxhaven direkt an den Strand von Duhnen:

Meine Mutter mit Rollator am Strand von Cuxhaven-Duhnen
Mama und ihr Fischerhütchen, diesmal wieder in der weißen Variante, am Strand von Cuxhaven-Duhnen.

Wir haben ihr einen Camping-Stuhl gekauft, den man ganz klein zusammenfalten kann, damit sie immer eine passende Sitzgelegenheit dabei hat. Da sitzt sie dann und schaut aufs Meer und ist glücklich. Die Nordsee hat es ihr besonders angetan.

Noch mehr Meer: Helgoland

Als ich ein Kind war, waren wir auf Langeoog (2x sogar), auf Wangerooge, auf Juist, auf Pellworm, auf diversen Halligen, in Kiel, auf Fehmarn und sonstwo an der deutschen Küste. Nur auf Helgoland, da sind wir nie gewesen. Das wurmte meine Mutter schon sehr lange.

Gesagt, getan. August 2021 – hallo, Halunder Jet. In Hamburg zu wohnen ist ja schon ganz praktisch, wenn man schnell ans Meer will. Der Helgoland-Express fährt hier ab und nahm uns mit. Und tadaaa:

Mama in Helgoland. Heute wieder mit blauem Fischerhütchen.
Mama in Helgoland. Heute wieder mit blauem Fischerhütchen. Foto: Mission MamaPapa

Fand sie gut dort. Direkt nach der Ankunft startete das Rollator-Rennen der mitgereisten SeniorInnen, und meine Mutter lag geschwindigkeitsmäßig im Mittelfeld. Leider haben wir es trotzdem nicht bis zum Oberland geschafft, bevor der Jet die Rückfahrt antrat.

Das wurmt sie jetzt noch mehr, deshalb müssen wir dieses Jahr nochmal hin.

Nächstes Mal nehmen wir am Anleger direkt ein Taxi bis zum Aufzug zum Oberland.

Mama, hat Learnings eingefahren und skizziert den Plan fürs nächste Mal.

Und in Kiel waren wir natürlich auch mal wieder.

Immer, wenn Mama das Laboer Ehrenmal sieht, kommen ihr die Tränen. Inzwischen ist leider auch ihre Demenz ein wenig vorangeschritten, sodass sie immer, wenn wir mal wieder nach Kiel fahren, denkt, sie wäre zum ersten Mal seit Langem wieder da. Dabei waren wir regelmäßig dort in den letzten Jahren:

Ein Glas Aperol Spritz im Sonnenlicht.
Wegen ihrer Medikamente darf Mama so gut wie keinen Alkohol trinken. Aber ein Gläschen Aperol im Sonnenschein durfte es in Kiel neulich mal sein.

Und 2024?

Tatsächlich haben wir noch nicht viele Pläne für dieses Jahr. Mamas Gesundheitszustand ist seit einigen Wochen etwas… volatil. Erkältungen, Magendarm-Probleme, die Demenz und das Alter machen ihr zu schaffen. Zurzeit kommt sie immer noch gut in ihrer Wohnung klar, mit Hilfe des Pflegedienstes, der Tochter und des Schwiegersohns.

Aber sie braucht immer sehr lange, um sich gesundheitlich wieder zu erholen, wenn sie angeschlagen war. Deshalb sind die Gelegenheiten, zu denen wir etwas unternehmen können, seltener geworden. Ich versuche, die Momente deshalb immer besonders zu genießen.

Und hoffe, es kommen noch einige Momente, in denen wir zusammen lachen und staunen können, wie in den letzten 7 Jahren, die wir hier gemeinsam verbringen.