Mal eben zum Supermarkt fahren, einkaufen, Sachen ins Auto packen, nach Hause, Kühlschrank einräumen, fertig. So einfach das für uns junge Leute ist, umso schwieriger wird es mit der Zeit für die Älteren. Vor allem, wenn man kein Auto hat, der Supermarkt weit entfernt liegt, man nicht mehr gut sieht, Straßen trotz Ampeln zur Gefahr werden, wenn es mit der Fortbewegung nicht mehr so recht klappen will, wenn ein Rollator ein zu deutliches Zeichen für Altersschwäche ist und wenn man ohnehin nur sehr ungern eingesteht, dass das Alter einem langsam zu schaffen macht.

Ein Hoch auf Online-Supermärkte: Danke, dass es Euch gibt.

Ihr erspart mir nämlich den wöchentlichen Herzkasper, den ich bekomme, sobald meine Mutter ankündigt, alleine einkaufen gehen zu wollen. Dabei ist sie in letzter Zeit schon mal gestürzt, und das lässt mir keine Ruhe.

Da ich es aber auch nicht schaffe, den Einkauf jede Woche aus Hamburg nach Düsseldorf zu kutschieren, bin ich froh und dankbar, dass es Online-Supermärkte gibt.

Von deren Existenz meine Offline-Eltern gar nichts wissen. Ein bisschen witzig, ein bisschen rührend und ein bisschen schräg: Seit Monaten kaufe ich dort für sie ein und lasse das Bestellte zu ihnen liefern. Obwohl ich ihnen das Prinzip „Ich sitze vor einem Computer und bestelle alles über das Internet“ bereits mehrfach erläutert habe, fallen immer noch so Sätze wie

„Und wenn Du dann da anrufst, um zu bestellen, dann sag‘ bitte auch dazu, dass sie diesmal den Pfand mit abholen sollen…“

Ich antworte mit bestätigenden Lauten und schreibe die Botschaften kommentarlos ins Onlineshop-Lieferanten-Kommentarfeld. Ich bin ja eine brave Tochter. An derselben Stelle gebe ich dem Lieferanten übrigens auch sachdienliche Hinweise, wo er das Haus meiner Eltern findet. Es liegt nämlich etwas versteckt. Helfe ich ihm nicht per Kommentarfeld auf die Sprünge, habe ich den hochgradig genervten Lieferanten spätestens am Liefertag am Telefon und muss ihn aus der Ferne live bis vor die Haustür dirigieren, damit meine Eltern in den kommenden Tagen nicht verhungern. Alles schon erlebt. Dann doch lieber zehn Sekunden mehr investieren beim Bestellvorgang. Man lernt ja dazu.

Apropos Zeit. Bestellen im Schneckentempo.

Zeit ist bei dieser Online-Bestell-Arie von Beginn an ein etwas schwieriges Thema gewesen. Dazu muss man wissen, dass meine Eltern zwar Rentner sind, aber natürlich trotzdem viel zu wenig Zeit haben, um ihre Einkaufsliste stets auf dem neuesten Stand zu halten. Mit anderen Worten: Sie warten damit, den Bestand zu checken, bis ich anrufe, um die Bestellung aufzunehmen. Ihnen beizubringen, sich auf das wöchentlich stattfindende Bestelltelefonat (meist mittwochs) vorzubereiten, war ein längerer Weg. Wir erleben da gemeinsam immer noch Höhen und Tiefen. An guten Tagen schaffen wir das in 20 Minuten, an schlechten hat es schon mal 1,5 Stunden gedauert, bis alles zusammen getragen war. Und ich muss gestehen, dass ich sie auch schon vergessen habe. Murphys Gesetz: Sind sie top vorbereitet und halten die Liste bereits im Anschlag, während sie neben dem Telefon meines Anrufs harren, dann vergesse ich natürlich, dass Mittwoch ist und melde mich erst Donnerstag.

Ich muss also ehrlich zugeben: Geduld ist auf beiden Seiten erforderlich.

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In der Rush Hour des Lebens auf dem Standstreifen mit Warnblinker unterwegs: #carearbeit zwischen fast erwachsener Tochter (15) und pflegebedürftiger Mama (86) - mit Partner of Crime T und #happythehavi 🐶. Job: Redakteurin@echtemamas

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